Wie alles begann…
Ein Blick in die Zeit vor die Gründung der Stadtkapelle Retz zeigt, dass es durchaus eine blasmusikalische Tradition in der Stadt Retz gab, welche aber wegen fehlender Ausbildungsmöglichkeiten zum Aussterben verurteilt war. Das Angebot an privatem Instrumentalunterricht durch einige Idealisten konnte die Nachfrage und den Bedarf nicht decken. Vor allem fehlte es an Lehrerinnen und Lehrern für das Instrumentarium einer Musikkapelle.
Dem jungen, musikbegeisterten Hauptschullehrer Rudolf Neubauer war es ein besonderes Anliegen, die Situation zu verbessern. Das führte im Jahre 1966 zur Gründung der Musikschule Retz. Damit wurde eine wesentliche Voraussetzung für eine gezielte Instrumentalausbildung geschaffen. Bald fanden sich ausreichend Schülerinnen und Schüler, sodass in der Hauptschule Retz ein Schulorchester entstand. Dieses sollte zur „Keimzelle“ der Stadtkapelle Retz werden, welche im Jahr 1967 gegründet wurde und mit 32 Musikern dem NÖ Blasmusikverband beitrat.
Da in dieser Zeit die Kapelle Mandlburger (Bild unten) aus verschiedenen Gründen ihre Tätigkeit einstellen musste, war die junge Stadtkapelle Retz gefordert, an die Öffentlichkeit zu treten. Im Kreuzgang des Retzer Dominikanerklosters (!) fand die 1. Marschprobe statt.

Katholischer Burschenverein 26. September 1920 (manche Namen ließen sich leider nicht vollständig eruieren)
Stehend von links: Gnam Johann, Seher ?, Glocker Johann, Presler ?, Maresch Josef, Rockenbauer ?, Gerstorfer Karl, Lehninger ?, Bauer Vinzenz, Schnabl Franz, Trausmüller Josef, Böhm Alexander, Lehninger ?, Mandl Franz, Fritz Alois
Sitzend von links: Kainz Josef, Fasching Stephan, Pröglhöf Ferdinand, Graf Johann (mit Stab), Gerstorfer Josef, Gerstorfer Kuno, Wallig Eduard Liegend von links: Hansalek Leopold, Fasching Leopold

Stehend von links: Maresch Johann, Schmid Leopold, Löscher Leopold, Schnabl Franz, Pressler Franz (mit Stab), Böhm Alexander, Gerstorfer Eduard, Graf Franz
Sitzend von links: Mandlburger Johann, Trausmüller Josef, Dachs Ambros, Seher Johann, Kainz Josef, Seher Leopold
Liegend: Fritz Alois, Rockenbauer Karl

Die Kapelle Mandlburger im Jahre 1952:
Stehend v. li.: Johann Löscher, Franz Löscher, Hermann Peschka, Franz Mayer, Johann Schönbauer, Leopold Seher, Hermann Schnabl, Johann Leidwein,Leopold Löscher, Ambros Dachs, Rudolf Dachs, Emmerich Mayer, Vinzenz Bauer;
Sitzend v. li.: Johann Gnam, Johann Mandlburger (Kplm.), Franz Schnabl;
Auf dem Boden sitzend von links: Siegfried Marko, Franz Löscher
Die ersten Auftritte

Der erste öffentliche Auftritt der Stadtkapelle Retz erfolgte im Rahmen des „Tages der Blasmusik“. In dunklen Hosen, mit weißen Hemden und Krawatte wurden Volks- und Kinderlieder vorgetragen.
Da das musikalische Leistungsvermögen der jungen Stadtkapelle Retz rasch stieg, wurden die öffentlichen Auftritte zunehmend mehr. Der Ruf nach einer einheitlichen Kleidung wurde laut. Diese sollte einerseits effektvoll und optisch ansprechend, andererseits aber auch praktisch und vor allem finanzierbar sein.
Die Wahl fiel auf die mittlerweile weit über die Grenzen unserer Heimat bekannte k. & k. Ulanenuniform. In der Person des Retzer Schneidermeisters Leopold Völker wurde ein ortsansässiger Betrieb mit der Herstellung beauftragt und so konnte die Stadtkapelle Retz bereits im Jahr 1969 erstmals in einheitlicher Kleidung an die Öffentlichkeit treten.
In den ersten Jahren war das Finden von geeigneten Proberäumen schwierig. Zu Beginn wurde der Stadtkapelle Retz ein Raum im „Pilgram-Hof“ (Haus Fenth in der Znaimerstraße) zur Verfügung gestellt. Weitere Proberäume fanden sich im (damaligen) Althof, in der Volksschule und im damals neu errichteten Hauptschulgebäude.

Konzert beim Bezirksweinlesefest 1968 auf dem Retzer Hauptplatz.

„50er“ Jahrgangstreffen im September 1968
Marsch zur Stadtpfarrkirche

Der Kern der Stadtkapelle beim Jungbläserseminar 1968 in Laa/Thaya
1. Reihe von links: Karl Binder, Richard Mühlberger, Ferdinand Schleinzer, Dir. OSR Anton Kornherr, Rudolf Neubauer, Karl Haibl, Josef Szensz, Helmut Böhm; 2. Reihe von links: Herbert Löscher, Walter Pollak, Leopold Kauer, Johann Kauer, Robert Löscher, Roman Beer, Alfred Kurzreiter; 3. Reihe von links: Eduard Donn, Herbert Schmalzbauer, Peter Schnabl, Herbert Neubauer
Einen ersten Höhepunkt in der Vereinsgeschichte stellte 1970 die Abhaltung des 10. Bezirksmusikfestes in Retz dar. Damit verbunden waren auch die Organisation und Durchführung eines Konzertwertungsspieles und einer Marschmusikbewertung. Während des Festgottesdienstes wurde auch die Standarte geweiht.
Die Mitgliederzahl war inzwischen auf 52 Musiker (jedoch immer noch ohne Musikerinnen) gestiegen und der Wunsch nach einem eigenen Musikheim wurde laut. Dieser Plan nahm Ende 1970 konkrete Formen an und so konnte im Anschluss an die Jahreshauptversammlung am 28. März 1971 der Spatenstich für den Musikheimbau vorgenommen werden. Dieser erfolgte kurioserweise am Anger (an der Stelle des heutigen Spielplatzes), wo das Gebäude ursprünglich hätte errichtet werden sollen. 1977 fand die Einweihung des Musikheims am derzeitigen Standort (Rupert Rockenbauer-Platz) statt. Das im Jahr 2008 durch einen großzügigen Aus- und Umbau erweiterte Gebäude beherbergt seit Beginn an auch die Musikschule Retz. Mit den nun gebotenen Möglichkeiten für eine solide Probenarbeit stieg auch das Leistungsvermögen der Stadtkapelle Retz kontinuierlich an. Heute finden die Musikerinnen und Musiker der Stadtkapelle Retz ausgezeichnete Bedingungen vor.
Die Aus- und Weiterbildung der Vereinsmitglieder ist der Vereinsführung stets ein wichtiges Anliegen. Daher nehmen die Musikerinnen und Musiker der Stadtkapelle Retz das Bildungsangebot des NÖ Blasmusikverbandes besonders in Anspruch, unter anderem die in den 1960er Jahren vom NÖ Blasmusikverband ins Leben gerufenen Musikseminare, damals in Laa an der Thaya. Mitglied einer Musikkapelle zu sein, war ursprünglich eine Männerdomäne. So traten im Jahre 1978 (!) erstmals Musikerinnen der Stadtkapelle Retz bei.
Nachdem der Gründungskapellmeister und Musikschuldirektor Rudolf Neubauer im Jahre 1980 seine Funktion aus privaten Gründen nicht mehr ausüben konnte, übernahm sein Bruder, Herbert Neubauer, die Aufgaben des Kapellmeisters. Im Jahr 2001 folgte ihm Gerhard Forman nach. Bedingt durch dessen berufliche Tätigkeit als Leiter der Musikschule Retz setzte sich die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen Stadtkapelle Retz und Musikschule Retz weiter fort. In dieser Zeit wurde die Stadtkapelle Retz mehrfach zu Landeskonzertwertungen des NÖ Blasmusikverbandes eingeladen, gastierte unter anderem bei den Innsbrucker Promenadenkonzerten und entwickelte sich zu einem symphonischen Blasorchester der Oberstufe. Nach rund 20 Jahren übernahm im Jahr 2019 Thomas Wurm die Agenden des musikalischen Leiters von Gerhard Forman.
Die Stadtkapelle Retz, zählt aktuell zu den bedeutendsten Klangkörpern Niederösterreichs. Das Orchester versteht sich als heimatverbundener Traditionsverein und widmet sich zusätzlich zu den charakteristischen Aufgaben einer Musikkapelle, überwiegend der symphonischen Blasmusik sowie der Musik in Bewegung. Darüber hinaus nehmen Weisenblasen und Musik in kleinen Gruppen einen besonderen Stellenwert ein.
Eine starke Gemeinschaft, besonnene Führungsteams, eine hervorragende Zusammenarbeit mit dem Musikschulverband Retzer Land sowie umsichtige Verantwortungsträger der Stadtgemeinde Retz zugunsten der Blasmusik sind mitverantwortlich für die großartige Entwicklung der Stadtkapelle Retz.
Großer Dank ergeht an dieser Stelle an alle Fan’s, treuen Konzertgäste sowie unterstützenden Mitglieder der Stadtkapelle Retz.
Stadtkapelle Retz on Tour…
In der bisherigen Vereinsgeschichte gastierte die Stadtkapelle Retz nicht nur in allen österreichischen Landeshauptstädten. Sondern begeisterte auch in Tschechien (Znaim, Mährisch Budweis, Prag, Liberec), Ungarn (Kiskunhalasz), Liechtenstein (Schaan) und Deutschland (Kleinkrotzenburg, Rötz). Die weiteste Reise führte die Stadtkapelle Retz nach Belgien (Namur), wo anlässlich einer Österreich-Woche etliche musikalische Auftritte absolviert wurden.
Unser Führungsteam
organisatorische Leitung:
Josef Reiterer (1967-1970)
Franz Jell (1970-1992
Robert Löscher (1992-2013)
Franz Neubauer (2007-2013 gf. Obmann)
Richard Wimmer (2013-2023)
Barbara Tiefenbacher (seit 2023)
musikalische Leitung:
Rudolf Neubauer (1967-1980)
Herbert Neubauer (1980-2001)
Gerhard Forman (2001-2019)
Thomas Wurm (seit 2019)